Es gibt Orte, die unsere Sichtweisen und Perspektiven wandeln. Orte, die wir mit bestimmten Erwartungen betreten, nur um zu erkennen, dass unser Erleben diese weit übersteigen. Die Gedenkstätte Buchenwald ist so ein Ort – einer, der sich tief ins Gedächtnis einprägt und dessen Geschichten uns begleiten, auch nachdem wir gegangen sind. Die Erfahrungen, die unsere Gruppe von 19 Schüler*innen, begleitet von Herrn Peldszus und Frau Danyel, in vier Tagen in der Gedenkstätte sammeln durfte, lassen sich nur schwer in Worte fassen.
Viele stille, bewegende Momente bleiben uns in Erinnerung. So etwa der Gang durch das Lagertor mit der Inschrift „Jedem das Seine“, gefolgt von einem Blick über das weite Gelände, der uns für einen Moment verstummen ließ. Auch der Besuch der Verbrennungsanlage und der Massengräber ging nicht spurlos an uns vorüber.

Manchmal herrschte Fassungslosigkeit. Etwa als wir erfuhren, dass auf dem Lagergelände einst ein Zoo existierte, wo Funktionäre unweit des Stacheldrahts, im Angesicht der Häftlinge, mit ihren Familien Spaziergänge machten. Ähnlich betroffen machte uns, wie das Lager später in der DDR instrumentalisiert wurde: Ein monumentales Denkmal für den eigenen Befreiungsmythos, errichtet rund um die nationalsozialistischen Massengräber.


Unsere Tage in Buchenwald wurden begleitet von Frau Castillo-Feuchtmann, einer Mitarbeiterin der Gedenkstätte. Sie erklärte uns nicht nur die Details, sondern ermöglichte durch die Schilderung individueller Lebenswege einen Zugang zum Thema und zeigte zudem die Geschichte Weimars und die Verstrickungen der Zivilgesellschaft auf. Durch ihre Führung wurde uns die Geschichte greifbar und die Dimensionen der NS-Zeit deutlich. Buchenwald war kein Lager, abgeschieden von der Bevölkerung – vielmehr war diese am Lagerbetrieb beteiligt, etwa durch Unternehmen, die daran verdienten. Buchenwald reichte sogar bis Köln: Die Alte Messe war eine Außenstelle, in der Häftlinge untergebracht waren, um Trümmer in der Stadt zu beseitigen.

Erschütternd waren auch Berichte über Anfeindungen, denen die Gedenkstätte täglich ausgesetzt ist. Frau Castillo-Feuchtmann erzählte, wie oft es zu Schändungen kommt, und dass Familien den Steinbruch oder sogar die Massengräber zum Schlittenfahren nutzen. Wir wurden selbst Zeugen von Situationen, in denen Besucher*innen und Ortsansässige wegen ihres Verhaltens angesprochen werden mussten. Solche Erlebnisse führten uns vor Augen, wie unterschiedlich die Lebenswelten in Thüringen und Köln sind.
In all diesen Tagen blieb Raum für Austausch und individuelle Auseinandersetzung mit den Eindrücken – sei es in der Kreativwerkstatt oder im Arbeitsraum. Am Abend brachten Tischtennis, Werwolf-Runden oder „Bares für Rares“ einen Hauch von Leichtigkeit, ein Innehalten und Durchatmen.
Die gesammelten Eindrücke sind schwer zu beschreiben. Doch bleibt bei allen das Gefühl zurück, eine nachhaltige, intensive und verbindende Erfahrung gemacht zu haben.
© Redaktion: Nina Danyel

